Als eine Art Erholungs- und Themenpark plant das Seedorf Organisationskomitee den Bau eines ökologischen Schweizer Dorfes in Lembruch am Ostufer des Dümmers auf 29,0 ha Fläche. Für das Vorhaben, das neben verschiedenen Attraktionen mit typisch schweizerischen Inhalten und Unterbringungs-möglichkeiten in hohem Masse Edutainmentangebote bieten soll, war für das Raumordnungsverfahren eine Umweltverträglichkeitsstudie zu erstellen. Das Gelände soll in seinem zentralen Teil als Nachbau einer schweizerischen Kleinstadt gestaltet werden, um den sich von Kanälen durchzogene Ferienhaussiedlungen gruppieren. Als Standort ist die Fläche eines Dauercampingplatzes am Ostufer des Dümmer vorgesehen.
Im Rahmen der Erarbeitung ergaben sich Schwerpunkte auf den Schutzgütern Wasser, Tiere und Pflanzen sowie Erholungsfunktion, die sich aus der Situation dieses Raumes mit den hauptsächlichen Nutzungen Naturschutz und Intensiverholung (Freizeitwohnen, Wassersport) ergeben. Die Grundwasserstände des Geländes sowie Schwankungen des Dümmerwasserspiegels waren zu ermitteln bzw. auszuwerten, um konkrete Aussagen zur Gestaltung der vorgesehenen Wasserfläche und zum Hochwasserschutz der geplanten Bauten ableiten zu können.
Die Dümmerregion insgesamt stellt nicht nur einen Konzentrationspunkt der Erholung im südwestlichen Niedersachsen dar, sondern ist gleichzeitig für den Naturschutz von immenser Bedeutung. Der Dümmer hat internationale Bedeutung als Rast- und Überwinterungs-gebiet für Enten, Gänse und Kormorane und nationale Bedeutung als Brutgebiet. Große Teile im westlichen Teil stehen unter Naturschutz. Nur etwa 200 m südlich des geplanten Dorfes befindet sich das NSG Hohe Sieben. Als Kompromiss zwischen Wassersport und Naturschutz wurde Mitte der 90er Jahre zum Schutz der überwinternden Wasservögel ein Befahrensverbot des Sees zwischen dem 1.11. und dem 31.3. festgelegt. Zusätzlich wurde das Dümmer-sanierungskonzept erarbeitet, das einen Kompromiss zwischen den konkurrierenden Nutzungen der Wasserwirtschaft, des Naturschutzes, der Freizeitnutzung und der Landwirtschaft darstellt.
Als wesentliche Wirkfaktoren des Vorhabens wurden ermittelt:
Baubedingt
 Schallemissionen, die in erster Linie durch umfangreiche Spundungsarbeiten 
    für die Kanalufer verursacht werden sowie allgemeinen Baulärm beim 
    Errichten der Gebäude
Verkehrslärm durch Baufahrzeuge. Allerdings 
    werden nur in sehr geringem Ausmass Bodentransporte benötigt.
Erschütterungen durch das Errichten der Spundwände
Anlagebedingt
 Flächeninanspruchnahme mit Versiegelung, die das bisherige 
    Mass um ca. 3,0 ha übersteigt
    Freilegung des Grundwasserspiegels auf über 6,0 ha
    Veränderung des Grundwasserstandes durch Wasserregulierung über 
    ein Ausgleichsbauwerk
    Veränderungen des Orts- und Landschaftsbildes durch höhere und dichtere 
    Baukörper
Betriebsbedingt
 Erhöhung der Besucherzahlen und des Kraftfahrzeugaufkommens, 
    dadurch erhöhter Parkplatzbedarf und erhöhte Schallemissionen
    Höhere Zahlen Erholungsuchender am Dümmer, insbesondere im Winter
Als erhebliche Umweltbeeinträchtigungen werden festgestellt:
 Beeinträchtigungen von rastenden Wasservögeln nur 
    sehr eingeschränkt im Nahbereich der Baustelle durch Lärmemissionen 
    und evtl. Erschütterungen
    Beeinträchtigung der Erholungsnutzung durch Inanspruchnahme von Erholungsflächen, 
    Baulärm und zeitweise Unterbrechung des Deichweges
    Beeinträchtigung der Bodenfunktionen auf der Eingriffsfläche durch 
    Aufschüttungen und Abgrabungen sowie zusätzlichen Versiegelungen
    Offenlegung des Grundwasserkörpers, Gefährdung des Grundwassers 
    durch Schadstoffeintrag sowie Inanspruchnahme und Umgestaltung von Gräben
    Zerstörung der vorhandenen Vegetation (überwiegend geringe bis mittlere 
    Wertstufe) sowie Schädigungen älterer Baumbestände durch Grundwasseranstieg
    Beseitigung eines sehr kleinen Röhrichtbereiches mit hoher faunistischer 
    Bedeutung
    Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch untypische und teilweise 
    weit sichtbare Bebauung
    erhöhte Schadstoff- und Lärmbelastung durch verstärktes Verkehrsaufkommen
    Störungen von Wasservögeln durch Zunahme der Besucher des Dümmerufers 
    in der Winterzeit
Zur Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
 Erhalt von älteren Gehölzen auf der Eingriffsfläche, 
    spezielle Schutzmaßnahmen während des Baus
    zur Vermeidung von Lärm und Erschütterungen sind die Spundungsarbeiten 
    durch „hydraulisches Pressen" durchzuführen
    Durch frühzeitige Bepflanzung der Randbereiche und späte Beseitigung 
    vorhandener sichtverschattender Gehölze auf der Eingriffsfläche 
    sind Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu minimieren
    Zur Verminderung der Eingriffsintensität sollen größere Abschnitte 
    der Uferbereiche an den entstehenden Kanälen naturnah gestaltet werden.
    Zur Minderung der Eutrophierung des Kanalwassers sind bewachsene Bodenfilter 
    vorgesehen
    Spezielle Angebote des ÖPNV sollen die Besucherzahlen, die mit dem Pkw 
    anreisen, verringern
    Zusätzlich besteht allerdings ein erheblicher Ausgleichsbedarf, der jedoch 
    durch geschickte und naturnahe Gestaltung der Frei- und Wasserflächen 
    zu einem großen Teil auf der Eingriffsfläche erfolgen kann. In 
    einer Größenordnung von mindestens 9 ha werden zusätzliche 
    Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen außerhalb der Eingriffsfläche 
    erforderlich. In Abstimmung mit der Naturschutzstation Dümmer sind die 
    im Grünordnungsplan zu konkretisierenden Maßnahmen im Dümmerraum 
    durchzuführen.